Hier die Geschichten hinter den Bildern im Kalender “Technik, die begeistert”. Alle diese Zeichnungen sind – natürlich – vor Ort entstanden.
Infos zum Kalender
Der Kalender für alle Oldtimer- und Technik-Fans hat ein “ewiges Kalendarium”. Ist in A4, auf weißem 170g Offsetpapier gedruckt für eine schöne matte Oberfläche, die den Originalzeichnungen sehr nah kommt. Ein Foliendeckblatt und eine stabile Rückwand schützt deinen Kalender. Eine weiße Metallspirale als Wire-O-Bindung hilft beim Aufhängen.
Bei Interesse einfach per Kontakt oder eMail an post (æ) sketchermax.com, noch habe ich einige wenige Exemplare.
DIE GESCHICHTEN HINTER DEN BILDERN
DECKBLATT – MOTORBLOCK
Seit einigen Jahren zeichne ich hin und wieder in der IW-Oldtimer-Werkstatt im Leipziger Osten. Viele der folgenden Zeichnungen, sind dort entstanden (Januar, April, Juni, Juli, August, November u. Dezember). Für mich ist es immer wie ein „Nachhausekommen“. Die Mitarbeiter sind super nett und ihre Schätze … einfach klasse.
Der Mercedes 123, dessen Motor hier auseinandergenommen wurde, hätte sich wohl nicht träumen lassen, dass einmal nur sein Motorblock gezeichnet würde. Wann hat man schon mal die Chance und ist er nicht auch optisch ein Hingucker? Die „inneren Werte“ zählen eben auch. Diese M102 – Motoren wurden zwischen 1980 und 1996 gebaut.
Der Mercedes 123 wurde insgesamt von 1975 bis 1986 produziert. Ganze 2,7 Mio Stück. Das ist bisher bei Mercedes nicht getoppt worden. Die Serie war der Inbegriff von „solide“.
JANUAR – CITROËN TRANSPORTER
Bei IW-Cassic wurde über lange Zeit – und mit viel Liebe zum Detail – dieser Citroën H wieder aufgebaut.
Sie wurden 1947 auf dem Pariser Autosalon vorgestellt. Also noch ein Jahr vor der „Ente“ (2CV), aber schon mit dem gleichen typischen „Wellblech-Charme“. Ab 1948 wurden sie 33 Jahre lang produziert. Neben dem ganz normalen Lieferwagen gab es sie auch als Feuerwehr-, Postauto, Wohnmobil und wer die „Olsenbande” kennt, weiß: auch als Polizeiauto im Strafvollzug.
(Aquarell, Tusche, Buntstift, Tempra. 21x28cm)
FEBRUAR – AUFTAUGERÄT
Das gute Stück hier habe ich in der Energiefabrik von Knappenrode in der Lausitz entdeckt. Eine alte Brikettfabrik, die von 1918 bis 1993 produzierte und bis 1946 die modernste Deutschlands war, wurde 1994 zum Bergbaumuseum. Die Gebäude stehen mittlerweile unter Denkmalschutz. Sehr empfehlenswert! (http://www.energiefabrik-knappenrode.de)
Auf dem Freigelände stehen u.a. Maschinen aus den Braunkohletagebauen der Region. Unter anderem dieses einzigartige „Auftaugerät“ von 1976. Die Kumpel haben einfach das Triebwerk eines sowjetischen Militärflugzeuges (MIG17) auf eine tschechische Rangier-Lock (T334) gebastelt. Damit konnten sie im Winter eingefrorene Weichen im Tagebau auftauen.
Mich fasziniert dieser Einfallsreichtum. Ein netter ehrenamtlicher Helfer vor Ort erzählte, aus eigenem Erleben, dass durch den ungeheuren Druck wohl oft Fensterscheiben im Umkreis zu Bruch gingen.
(Tinte und Aquarell, 21×29,9cm)
MÄRZ – VW KÄFER
Eine echte Design-Ikone und das meistverkaufte Auto der Welt. Als Ferdinand Porsche 1934 den Antrag bekam, ein sparsames und günstiges Auto zu entwickeln, war Hitler an der Macht. Er hatte einen „Volkswagen“ gefordert: Billig und sparsam für jedermann erschwinglich. Das klang nach Fortschritt. In einem begeisterten Artikel nannte die New York Times 1938 den Wagen zum erste Mal „beetle“ (Käfer). Er würde bald auf Hitlers neuen Autobahnen von der Ostsee bis zu den Alpen „summen“. Vor dem Krieg wurden aber nur einige Vorführwagen hergestellt. Kein einziges Auto wurde an Kunden ausgeliefert und im Werk bald Militärfahrzeuge produziert.
Das Karosseriedesign – der eigentliche Hingucker – stammt von Erwin Komenda, der ab 1931 für VW und später für Porsche die Karosserien entwickelte. (Siehe Dezember-Blatt.) Nach dem Krieg – mit dem Wirtschaftswunder im Westen – wurden dann bis 1980 in Deutschland und noch bis 2003 in Mexiko insgesamt 21,6 Millionen Käfer produziert.
Ich habe ihn in einer kleinen Leipziger Werkstatt entdeckt, die sich auf die Restaurierung spezialisiert hat. Daneben stand diese verrostete Karosse. Ob das noch mal was wird?
(Tinte und Aquarell, 21×29,9cm)
APRIL – JAGUAR AUFGDOCKT
Dieses zweisitzige Schmuckstück wurde von 1954 bis 1957 produziert. Das Design lehnt sich an das dess Vorgängermodelle XK120 an, das 1948 in London vorgestellt wurde. Er konnte damals schon bis zu 210 km/h fahren.
In der IW-Werkstatt war er gerade von unten zu bewundern. Im Hintergrund bekommt ein Porsche den Mund nicht mehr zu. Im Juni-Bild ist er im Vordergrund auch zu erkennen.
(Acryltinte, Acrylmarker, Buntstift, Tempra. 21x28cm)
MAI – VOLVO P120
Der alte Schwede wurde zwischen 1956 und 1970 gebaut und Volvo Amazon genannt. Damals hat man da noch nicht an eine amerikanische Onlinehandelsplattform gedacht, sondern an den Fluss in Lateinamerika oder eher noch an Kämpferinnen aus dem alten Hellas.
Einer der Gründer von Volvo meinte, dass dieser Volvo, der offiziell einfach nur Volvo 120 hieß viel zu hübsch wäre, viel zu weiblich. Wahrscheinlich bekam er daher den Spitznamen.
Am Design war der blutjunge, norwegische Bildhauer und Innenarchitekt Jan Wilsgaard (1930-2016) zum ersten Mal beteiligt. Die bis heute „klassische Volvo-Form“ mit dem markanten Kühler mit dem Querstreifen geht auf ihn zurück.
Dieser hier gehört Jörg, einem befreundeten Zeichner und Illustrator Ich konnte ihn beim Jubiläumstreffen der UrbanSketchers in Darmstadt zeichnen und wenn du genau aufs Schutzblech schaust, kannst du mich sogar zeichnen sehen…
(Tinte, Aquarell, 21×29,9 cm)
JUNI – VW BUS T2
Dieses Juwel habe ich auch auf einem meiner Besuche in der Oldtimer-Werkstatt von IW-Classic entdeckt. Da kommt doch gleich Sommerstimmung auf. Wenn ich so einen T2 sehe, denke ich gleich an Sommer, Camping, “FlowerPower” und wilde 68er.
Von 1967 bis 1979 wurden davon im VW-Werk Hannover 2,5 Mio Stück produziert. In Brasilien sogar noch bis 2013. „T2“ beutet „Typ2“. Nach dem VW-Käfer (T1) war das die zweite Baureihe von VW. Kann man sich gar nicht mehr vorstellen, bei der Menge an Typen, die VW heute produziert.
Das hier muss ein „VW T2b” sein, der ab 1972 produziert wurde. Die Löcher oben links und rechts neben der langen Öffnung sind für die Blinker. Bis 1972 lagen die Blinker unterhalb der Scheinwerfer. Auch die Schlitze an der Rückseite, die wie eine Art Ohren nach außen geklappt sind, gibt es erst seit diesem Modell.
Leider braucht der alte Knabe hier noch eine ganze Menge Pflege, bis er wieder in den Urlaub fahren kann. Alles wurde gerade so vorbereitet, dass die gesamte Karosserie in ein Säurebad kommen kann, um den alten Lack abzubekommen, bevor neuer Lack aufgetragen werden kann. Schon Wahnsinn, was IW da so macht, oder?
(Tinte, Aquarell, 21×29,9cm)
JULI – CITROËN DS
Den habe ich bei IW-Leipzig auf dem Parkplatz entdeckt. Da konnte einfach nicht vorbei gehen. Ein Citroën DS. Eines von Flamingo Bertonis Meisterwerken.
Von 1955 bis 1975 wurden von ihm 1,5 Millionen Stück gebaut. Schon bei der ersten Vorstellung 1955 wurden bis zum Ende des Pariser Automobilsalons 80.000 Bestellungen aufgegeben. Das nenne ich mal ein Senkrechtstarter.
Das Prachtstück hier gehört zur 2. Generation, die von 1967 bis 1975 produziert wurde. Man sieht es an der inneren Lampe. Sie ist beweglich und wird vom Lenkrad gesteuert. So konnte man schon die Kurve ausleuchten, bevor man noch richtig reinfährt. Funktioniert rein mechanisch. Beindruckend, finde ich. Nur hier auf dem Parkplatz verdreht er bisschen die Augen.
(Tinte, Aquarell, 21×14,8 cm)
AUGUST – IN DER WERKSTATT
Am selben Tag, wie die Bilder vom Januar und April entstand auch dies Zeichnung. Darum ist hier auch der die selben Autos zu sehen. Zusätzlich – als kleine Hommage an die Werkstattkollegen – ein Mitarbeiter, der an einem Motorblock schraubt. Ihr beeindruckt mich immer wieder!
In dieser Zeit habe ich zum ersten Mal mit unterschiedlichen Zeichenmaterialien auf vorher präparierten Papier experimentiert. “Mixed Media” heißt das im Fachjargon. Hier habe ich vor allem Gouache-Farbe und Buntstifte verwendet. Und wenn du auf das Schutzblech vom roten Jaguar schaust, siehst du mich wieder im Schneidersitz.
(Guache, Bundstift, 21x29cm)
SEPTEMBER – RAUPENKRAN HG 125
Auch dieses Gefährt steht im der Energiefabrik Knappenrode, wie das “ATG” vom Februar-Blatt. Ein Kran für den Braunkohletagebau wurde auf das Unterteil eines russischen T34 Panzers montiert. Hinten erkennt man eine Art Führerstand. Freigeflext und anmontiert. Alles sehr abenteuerlich. Aber mich beeindruckt dieser Erfindergeist. “Geht nicht, gibt’s nicht.” Und für die Mondlandschaften eines Braunkohletagebaues muss es schon ein bisschen robust sein.
(Tinte und Aquarell, 21×29,9 cm)
OKTOBER – STRASSENBAHNRECYCLING “VILLA HELLA”
Im Straßenbahnmuseum von Leipzig gibt es herrliche historische Straßenbahnen. Eine fiel völlig aus dem Rahmen: Einen Straßenbahn, die später in einer Kleingartensiedlung als „Gartenhäuschen“ landete.
Solche „Schrebergärten“, gibts überall. Kaum jemand weiß aber, dass es eine Leipziger Erfindung aus der Zeit der Industrialisierung ist. Darum finde ich das hier im Leipziger Museum besonders passend.
Die „Villa Helga“ ist noch komplett in Originaleinrichtung erhalten. Auf der Zeichnug sieht hier u.a. den Kamin vom eingebauten kleinen Kohleofen, die anmontierten Regenrinnen und die Regentonnen, um Gießwasser für den Garten zu sammeln. Alles ist erhalten. Irgendwann will ich sie noch von innen zeichnen…
(Tinte und Aquarell, 21×29,9 cm)
NOVEMBER – HORCH 850
Dieses Punkstück von einem Cabriolet wurde in Zwickau seit 1935 gebaut, bis die Produktion wegen des Krieges 1940 eingestellt werden musste.
In der IW-Classic-Werkstatt wurde gerade am Motor gearbeitet. Darum stand die Motorhaube offen und man auf dem Tank die vier Ringe sehen. Nein, die sind nicht von AUDI, sondern in dem Fall noch von der AUTO-UNION AG, Chemnitz. Sie stehen für die vier sächsischen Autowerke (DKW in Zschopau, Horch und Audi, beide in Zwickau, sowie Wanderer Schönau bei Chemnitz). Sie hatten sich nach den Wirren der Wirtschaftskrise und vielen Kämpfen 1932 unter dem Zeichen der 4 Ringe zusammenschlossen. Das kurbelte die Autoindustrie wieder an. Hauptanteil-Inhaber waren die Sächsische Staatsbank mit 90% und die Stadt Chemnitz. Damit war die Auto-Union der erste staatliche Autokonzern in Deutschland.
Die vier Marken produzierten als gemeinsames Unternehmen, aber weiter unter je unter eigenem Namen und für unterschiedliche Zielgruppen. HORCH war für die Nobelmarken da. Er heißt also HORCH 850, trägt aber die Ringe der Auto-Union unter der Haube.
Die einzigen Autos, die von 1934-37 in Zwickau produziert wurden und auch AUTO-UNION hießen waren die Rennwagen. Einer davon gewann 1936 den Grand Prix. Die Leitung dieser Rennwagen-Abteilung hatte übrigens Ferdinand Porsche, der kurz vorher am Käfer getüftelt hatte (s. März-Blatt).
Ab 1940 musste auch in Zwickau alles auf Rüstung umgestellte werden. Und danach… Zwickau und Chemnitz wurden zwar von den Amerikanern befreit, aber nach dem Potsdamer Abkommen – wie auch Leipzig und ganz Thüringen – im Austausch für Westberlin an den sowjetischen Sektor abgetreten. Was von den Maschinen die Bombardements überstanden hatte, ging als Reparationszahlung in die UdSSR. “Staatseigen” wurden 1946 dann die „IFA“ gegründet, der alles, was an Autos in der DDR produzierte, unterstellt war: Trabant, Wartburg, Barkas, MZ-Motorräder etc.
Und im bayrischen Ingolstadt wurde 1949 eine Auto-Union als GmbH neu gegründet mit den vier Ringen und ab 1965 nahm sie den Namen AUDI an.
(Gouage, Bundstift, Fineliner, Acrylmarker, 21x28cm)
DEZEMBER – PORSCHE 356 A 1600
Manchmal sieht man so schöne Dinge, dass man anhalten und zeichnen muss. Ein Porsche 356 A 1600, der allein schon durch seine spektakulär schönen, schlichten Formen fasziniert. Ein wahres Design-Meisterwerk, oder? So sanfte Wölbungen, wie eine Skulptur, oder ein Handschmeichler… Genau das richtige für den Weihnachtsmonat… Braucht bloß noch eine rote Schleife drum.
Das A-Modell wurde 1955 bis 1959 gebaut. Eines der vielen Klassiker des österreichischen Designers Erwin Komenda (1904-1931). Er leitete von 1931 bis 1966 bei Porsche die Karosseriekonstruktion. Mit Ferdinand Porsche entwickelte er schon den Käfer (siehe März-Blatt) und danach alles, wofür Porsche “optisch” berühmt wurde. Die stromlinienförmig eleganten Formen gehen sicher auf Komendas Erfahrungen mit Porsche – Rennwagen zurück. Komenda starb sehr plötzlich mitten in den Arbeiten am berühmten Porsche 911.